Das Turnmagazin

LEON* -

facebook

Deutschlands einziges und unabhängiges Fachmagazin für Gerätturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Trampolinturnen und Sportakrobatik

Vom Balanceakt zwischen Sport und Studium

Fabian Hambüchen hat dem „Magazin Jobmensa“ ein spannendes Interview zum Balanceakt zwischen Hochleistungssport und Studium gegeben, über den Wechsel des Studiengangs und seinen studentischen Alltag gegeben.Das Magazin gehört zur Studitemps GmbH und möchten Studenten unterstützen, unterhalten und informieren. Hier das Interview:

Keine WG-Parties, aber viel gelernt! Fabian Hambüchen turnt zwischen Studium und Hochleistungssport

Seit 2005 sammelt er Silber- und Goldmedaillen wie andere Bücher oder Postkarten. Er ist Olympia-Teilnehmer und Deutschlands Aushängeschild, wenn es ums Turnen geht. Fabian Hambüchen ist Hochleistungssportler, Vorbildfigur für junge Talente und: Er ist Student. Wir hatten das Glück Fabian ein paar Fragen zum Balance-Act zwischen Sport und Studium stellen zu dürfen.

Hallo Fabian! Uns ist zu Ohren gekommen, dass Du den Studiengang gewechselt hast. Was war der Grund dafür? Ich habe gemerkt, dass mir der wirtschaftliche Zweig bei SMK nicht so liegt und mich auch nicht so interessiert. Außerdem habe ich mir viele Gedanken hinsichtlich meiner beruflichen Zukunft gemacht und denke, dass SUL viel besser dazu und zu mir passt.

Wo liegen für dich die größten Unterschiede zwischen Sportmanagement (SMK) und Sport und Leistung (SUL)?

Bei SMK kommt nach dem Basisstudium sehr viel BWL dazu und bei SUL geht’s nochmal intensiver in die Leistungsdiagnostik, sprich Biomechanik, aber auch viel Anatomie und Physiologie hinein. Das ist auch eigentlich genau das was ich Tag für Tag selbst in der Praxis erlebe und mich einfach am meisten interessiert.

Wenn Du Studienanfänger treffen würdest, die vor einer ähnlichen Situation stehen wie Du vor ein paar Jahren – welchen Rat würdest Du ihnen für das Studium mit auf den Weg geben?

Ach, ich glaube eigentlich gar nicht so viel. Meistens erfährt man im Studium selbst was einem mehr oder weniger Spaß macht. Man sollte einfach die Studienzeit genießen und wenn man sich nochmal umentscheidet ist das meiner Meinung nach keine verlorene Zeit – man weiß dann einfach mehr über sich und was man vielleicht will oder eben nicht will. Insofern sollte jeder Studienanfänger das machen was er/sie für sich am besten findet und dann schauen wie es kommt. WG-Parties, Vorlesungsschlaf, Klausurenstress.

Ist es für dich eigentlich möglich, das typische Studentenklischee zu leben?

Klausurenstress gehört definitiv dazu, aber WG-Parties und Vorlesungsschlaf eher weniger. Ich muss alles schon sehr diszipliniert angehen wenn ich es parallel zum Leistungssport schaffen will. Aber ich vermisse da auch nichts – ich weiß ja wofür ich es mache und bin froh es alles so halbwegs unter einen Hut zu bekommen. Aber dank der Sporthochschule erfahr ich auch viel Unterstützung und Entgegenkommen, sodass das alles auch möglich ist.

Würdest du dich jederzeit wieder für diesen Weg, Doppelbelastung Studium und Leistungssport, entscheiden? Wenn ja/nein, warum?

Ja, auf jeden Fall. Der Sport ist mein Leben und ich würde alles nochmal genauso machen. Und auch wenn es eine starke Doppelbelastung ist profitiert das eine vom anderen. Durch das Studium bin ich vom Kopf freier im Training, und meine Disziplin durch den Sport hilft mir auch sehr bei der Lernerei in der Uni. Insofern hat schon alles seinen Zweck und ich habe viel Spaß bei dem was ich mache.

Wie läuft die Kommunikation bei anstehenden Wettkämpfen zwischen Universität und Sportverband?

Der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) kooperiert und kommuniziert natürlich perfekt mit der Sporthochschule – da gab es noch nie Probleme und bei den letzten zwei Universiaden konnte ich ohne jegliche Probleme daran teilnehmen. Mit dem Deutschen Turnerbund (DTB) gibt es eigentlich keine direkte Kommunikation. Das läuft dann alles über mich und in direkter Absprache mit dem Bundestrainer. Wir kommen über diesen Weg aber sehr gut mit allem klar.

Bleibt bei all dem Leistungsdruck noch Zeit für das Privatleben?

Mein Privatleben ist zwar beschränkt, aber natürlich habe ich eins. Die wenige Zeit, die dafür bleibt genieß ich natürlich in vollen Zügen und bin froh so tolle Menschen um mich herum zu haben, die mich in allem unterstützen und meine Situation zu 100% verstehen. Das ist natürlich nur eine Handvoll an Leuten, aber das reicht völlig und auf die kann ich mich immer verlassen.

Wie sind die Trainingsbedingungen vor Ort an der Sporthochschule?

Die Trainingsbedingungen sind super. Durch die Kooperationen der beiden Olympiastützpunkte, Hessen & Rheinland, und der Sportstiftung NRW habe ich die besten und neusten Bedingungen zur Verfügung. Somit kann ich mich während des Studiums perfekt auf die Großereignisse vorbereiten.

Du hast einmal gesagt, dass deine Kommilitonen alle locker auf dich reagiert hätten zum Studienbeginn. Wie ist es heute?

Heute ist es genauso wie am Anfang. Ich bin einer von vielen und wir haben alle viel Spaß gemeinsam. Ich fühle mich einfach total integriert und super wohl an der Sporthochschule. Wie schon bereits erwähnt, habe ich natürlich ein anderes Studentenleben als viele, aber das ist vollkommen egal. Wir kämpfen uns gemeinsam durch schwere Prüfungen, machen Präsentationen zusammen und haben einfach viel Freude bei allem. Das genieße ich wirklich sehr.

Hast Du mittlerweile einen speziellen Berufswunsch für die Zeit nach dem Sport? / Gibt es einen theoretischen Kurs der dich besonders interessiert in Bezug auf deine beruflichen Perspektiven?

Ich bin mir weiterhin noch nicht ganz schlüssig, wo es mich mal hintreiben soll. Natürlich will ich irgendwie mit dem Sport in Verbindung bleiben, aber wie das genau aussehen soll, weiß ich noch nicht. Aber dafür habe ich zum Glück noch ein paar Semester Zeit, aber ich gehe sehr bewusst und mit offenen Augen durch’s Leben – somit werde ich schon herausfinden was mir am besten liegt und worauf ich später wirklich Lust habe zu arbeiten.

Foto: ERIMA

LEON*-Partner